11 Jul
Es gab keine Schlacht – nur ein Gemetzel : Die Auflösung für das Rätsel der Varusschlacht
Seit Jahrhunderten suchen Historiker und Hobbforscher nach dem Ort der Varus-Schlacht. Über 800 Plätze wurden als mutmasslicher Ort der Schlacht genannt. Seit 1987 wurde in Kalkriese bei Osnabrück gegraben und viele Historiker glauben, dass die Schlacht dort stattgefunden hat. Doch es war alles anders.
Zunächst einige militärstrategische Betrachtungen.
Was trieb Varus in das Innere Germaniens ?
War es der Wille nach Expansion ? Die Absicht Germanien zur Kolonie zu machen und Steuern einzutreiben ? Vielleicht. Die Geschichte der Eroberungen deutet allerdings auf einen anderen Grund : Metalle !
Das Gebiet zwischen Brilon und Warburg war vor zweitausend Jahren sozusagen das Ruhrgebiet Germaniens. Davon zeugen Funde von Bleibarren, die von den Römern bis an die Rhone gebracht wurde und aus der Gegend von Brilon stammen. Es gab Rennöfen, u.a. auf dem Rennufer im heutigen Marsberg. Holz für die Holzkohle gab es genug. Das Erz wurde in der Gegend ebenfalls gefunden. Bis 1900 hatte die Region eine große Bedeutung zur Versorgung der Hochöfen im Ruhrgebiet. Dann wurde es preiswerter, das Erz aus dem Ausland einzuführen.
Die Metalle im Hochsauerland waren das Ziel von Varus Expansions-Plänen. Sein Sommerlager sollte in der Nähe der Bergwerke und Fabrikationsstätten liegen. Es musste gleichzeitig per Schiff erreichbar sein. Seine Soldaten mussten täglich mit Getreide und anderen Lebensmitteln versorgt werden. Ungefähr 20 Tonnen Nahrungsmittel benötigte sein Heer jeden Tag. Diese Mengen per Ochsenkarren über schlammige Wege zu transportieren – völlig undenkbar.
Transport über die Lippe
Als Transportweg diente die Lippe. Der Fluss war durch mehrere Kastelle gesichert. Eines davon lag in Haltern. Auch das Sommerlager lag an der Lippe, genauer an den Quellen der Lippe. Warum wurde es bis heute nicht gefunden. Ganz einfach : Weil de Lippe von heute nicht die Lippe der Römerzeit ist. Das Problem ergibt sich bei vielen Flusssystemen : Was ist der Hauptfluss und was der Nebenfluss. Im Fall der Lippe ist es so, dass die Alme als Nebenfluss gilt. Genausogut kann sie als Hauptfluss angesehen werden. Reine Phantasie ? Es gibt ein Beispiel aus der Region : Bis vor einigen Jahrhunderten wurde die Hoppecke als Diemel bezeichnet und das was heute zwischen Diemelsee und Marsberg als Diemel angesehen wird, war ein Zufluss.
Warum wurde nicht die Ruhr genutzt ? Die Ruhr hatte zu wenig Wasserstand, im Sommer bisweilen nur ein Rinnsal. Als Schiffahrtsweg zu unzuverlässig.
Das Sommerlager an der Alme
Nehmen wir also an, das Sommerlager lag an der Alme, die damals Lippe hieß. Wo genau ? Auf dem Ziegenberg bei Paderborn-Mönkeloh. Das Alme-Tal fällt hier schroff ab und dadurch gibt es einen natürlichen Schutz vor Angreifern von Westen. Nach Osten, Norden und Süden schützten Wall und Palisaden.
Wenn doch der Transportweg Lippe so wichtig war für die Versorgung der Truppen, wie schützten die Römer ihn und erreichten sie einen ausreichenden Wasserstand ? Ganz einfach : Sie bauten einen Stausee und ließen bei niedrigem Wasserstand der Lippe Wasser ab. Stauseen aus römischer Zeit sind vielfach nachgewiesen, allerdings mehr in Spanien.
Und wo lag der Stausee ? Westlich des Ziegenbergs. Die Staumauer befand sich in etwa an der Stelle des Gut Wever und hatte eine Länge von ca. 300 m. Oder auch nur 90 Meter. Der See erstreckte sich über ca. 3 km bis Borchen.
Die Walhalla, der heilige Ort der Germanen, lag vermutlich auf dem Ochsenkopf in Usseln.
Der Ort des Sommerlagers war auch danach ausgesucht, dass die Stelle auch bei Niedrigwasser schiffbar war. Um den Wasserstand zu regulieren hatten die Römer den Stausee angelegt. Die Mauer lag etwa an der Stelle des heutigen Schlosses Wewer. Der Stausee reichte bis Borchen. Das Lager reichte vom Ziegenberg im Westen bis zur Borchener Strasse im Osten. Es nutzte zum Teil das natürliche Gelände. Vermutlich wurde der Höhensprung im südwestlichen Bereich durch Erdanschüttungen verstärkt. Das Lager war mit einem Holz-Erdwall gesichert. Es ist unklar, ob es steinerne Gebäude im Lagerinnern gab.
Das Lager war mindestens 70 ha groß. Auch 100 ha sind denkbar. Hier konnten mindestens zwei Legionen untergebracht werden.
Der Stausee gibt auch eine Erklärung für einen Mythos, der bis heute ungeklärt ist. Danach versenkte Hagen den Schatz der Nibelungen im Rhein. Das war wahrscheinlich eine Orts-Transformation. Die Nibelungen-Sage wurde in Worms aufgeschrieben und dort ist das nächste große Gewässer der Rhein. Das nächste große Gewässer in Paderborn war der Stausee. Daher kann es sein. dass das Silber des Varus noch heute im Bereich des ehemaligen Stausees liegt, in einer Tiefe von mehreren Metern.
Warum Aliso an der Stelle des heutigen Wilhelmsbergs in Schloss Neuhaus ? Dies war ein gut zu sichernder Platz, fast vollständig von Wasser umschlossen. Anreppen war im Jahr 9 n. Chr. vermutlich nicht mehr als Lager in Betrieb. Aliso sicherte den Nachschub über die Lippe.
Nach der Erstürmung des Sommerlagers durch die Germanen konnte Flüchtlinge in wenigen Stunden das Lager Aliso erreichen.
Die Ortsbezeichnung Schmalzgrube (südlich des Steinbruchs ILSE) bedeutet eigentlich Schmelzgrube. Hier wurde also früher Erz geschmolzen.
Von der Zahl der im Lager stationierten Soldaten (15000-20000) kann auf eine Größe von 1000×1000 Meter geschlossen werden. Die südliche Grenze wurde von einem Bachtal gebildet. Im nordöstlichen Bereich reicht der Steinbruch in den Lagerbereich hinein. Dort konnten germanische Krieger durch eine Höhle in das Lager gelangen.
Als Bestätigung für die Behauptung der Lage des Lagers ein Reisebericht des Abtes Nikolaus von Island : Dieser lebte im 12. Jahrhundert, in der Zeit also, in der die Heldensagen gesammelt wurden. Abt Nikolaus reiste im Jahre 1172 von Bremen über Paderborn nach Mainz. Er benutzte dabei vermutlich die Wäänstraße (=Wagenstraße), die auch durch Ostwestfalen führende Heer - und Handelsstraße von Süd nach Nord. In seinem Reisebericht macht er von den berühmten Orten besondere Notizen. So schreibt er u.a.: “Von Paderborn bis Mainz sind vier Tagesreisen. Dazwischen liegen zwei Orte, Horus und Kiliandr, und dort ist auch die Gnitaheide, wo Sigurd den Fafnir schlug.”
“Horus” ist eindeutig gleichzusetzen mit dem paderbornischen Archidiakonatsort Horhusen, heute Marsberg. “Kiliandr” wurde gedeutet als Ort mit der damals sicherlich berühmten Kilianskirche, also Korbach. Die “Gnitaheide” oder die “Nittafelder”, wie der Ort in der Edda genannt wird, scheinen sprachlich verwandt zu sein mit “Nitherse” der alten Bezeichnung für den Ittergau.
Die Gnitaheide in späteren Zeugnissen
Die Gnitaheide wurde im Mittelalter als historischer Ort angesehen. Der isländische Abt Nikulas Bergsson (1155-1159) besuchte ihn auf seiner Pilgerfahrt nach Rom (vielleicht Knetterheide bei Bad Salzuflen, wie Bökemeier [2000] meint). Von einem anderen skandinavischen Touristen berichtet folgende, vom Hamelner Heimatforscher Timmermanns berlieferte Sage:
König Gylfi stieg nach der Sage [nach der alten schwedischen, aufgezeichneten Sage, die Timmermann kannte bzw. besaß] nach Niflheim hinab, um von den Zwergen Näheres über die Götter und deren Wohnsitz zu erfahren. Von den Zwergen erfuhr er, dieser liege im Cheruskerlande. Gylfi begab sich auf die Reise dahin. Nach der Fahrt über die Nordsee landete er mit seinen Begleitern in der Emsmündung und wanderte von hierab allein bis zur Gnittaheide. Von hier wanderte er gegen Abend und kam an eine lange Mauer, wanderte an dieser entlang. Ehe diese zu Ende war, gelangte er an eine bewohnte Höhle, wo man ihm sagte, wohin er gehen müsse. Als die Mauer zu Ende war, er-reichte er das Idafeld, dann stieg er den Hlidsgalf hinauf, wo er den Göttersitz, die Walhalla, fand.
Alte schwedische Sage, zitiert nach Bökemeyer [2000].
Das Idafeld kann mit dem Raum Brilon-Marsbeg identisch sein. Die Gnitaheide ist wohl das Sintfeld. Die Walhalla lag auf dem Osterkopf bei Usseln. Die Höhle könnte das Hollenloch in Rösenbeck sein. Die Mauer ist keine von Menschen gebaute Mauer, sondern ein Höhenzug, zum Teil mit Felsen.
Transport mit römischen Plattbodenschiff (Prahm) auf der Lippe.
Ein Prahm-Schiff war 10 bis 30 Meter lang und typisch 2,6 m oder 3,5 m breit. Der Tiefgang betrug nur 40 cm. Ein Prahm-Schiff konnte bis zu 30 Tonnen transportieren. Mit einem Schiff konnte also der komplette Tagesbedarf des Sommerlagers transportiert werden. Außer mit dem Segel konnte das Schiff durch Treideln bewegt werden. Das Ausladen erfolgte auf der Lippe (Alme) unterhalb der Staumauer. Von dort wurden die Waren mit Ochsenkarren in das Lager transportiert.
Schreibe einen Kommentar